"Wie wirklich ist die Wirklichkeit?"
(Paul Watzlawick, 1978)
ODER: kritischer Rationalismus versus rationalisierender Konstruktivismus
Paul Watzlawick beschreibt im gleichnamigen Buch u.a im Kapitel "Desinformation" Versuche, die an der Stanford University unter Leitung von Prof. Bavelas durchgeführt wurden, wie leicht sich unsere Wirklichkeitsauffassung nachhaltig beeinflussen läßt: |
Experiment: Zwei Versuchspersonen - A und B - sitzen jeweils so vor einem Projektionsschirm, daß sie sich gegenseitig nicht sehen können und die Auflage haben nicht miteinander zu sprechen. Tatsächlich aber... (...hat die Versuchsanordnung ihre geheimen Tücken) |
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Kritischer Rationalismus Der Wissenschaftsphilosoph Karl Popper hat jedoch aufgezeigt, daß demgegenüber nur die Falsifizierbarkeit (die Möglichkeit der logisch deduktiven Widerlegung) den Kern einer
wissenschaftlichen Theorie ausmacht Da der kritisch rational Vorgehende seine Vermutungen ständig mit der Realität gegenprüft, muss er auch das berücksichtigen, was er selbst 'nicht sieht' und nur logisch erfassen kann. Dies funktioniert der Art, das man eine allgemeine Behauptung (= Theorie) aufstellt, die man dann auf einem Sonderfall bezieht (Deduktion). Diese Möglichkeit bestand im obigen Beispiel an keiner Stelle, bzw. wurde vom "Konstruktivisten" induktiv abgetan. Behauptung: Alle Schwäne sind weiss! . Feststellung in der Realität (= "autonomer Rückstoß" durch die Realität) : Es gibt auch schwarze Schwäne! (und es kann logisch nicht ausgeschlossen werden, das es im Univesum auch "Grüne" geben könnte) --> Die Behautpung (Theorie) ist falsch! Nur die kritisch rationale Vorgehensweise, die sich immer wieder auf die Realität bezieht (den autonomen "Rückstoß" den diese gibt), wird uns beim Verstehen der Wirklichkeit vor falschen Theorien schützen, - die sich in Jahrhunderten induktiv in uns festgesetzt haben. (So wie die Vorstellung das die "Sonne im Osten aufgeht und ihren Kreis um die Erde zieht)
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Orientierunshilfe zum Erkennen falscher, konstruierter Weltbilder konstruktivistischer Rationalismus versus kritscher Rationalismus in "waagrechter" Gegenüberstellung (das "senkrechte Weltbild" dazu finden Sie hier: "Denken in Urprinzipien") |
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rationalisierender Konstruktivismus | kritischer Rationalismus |
Induktion | Deduktion |
Verifikation |
Falsifikation |
emotional | empathisch |
Subjektives Konstrukt | Objektive Existenz |
Ich sehe, was "ich glaube zu sehen" | Ich glaube nur, das was "ich (selbst) sehen" könnte |
Nur was ich sehe existiert (Relevanz) | Neben dem was ich sehe, existiert auch das was ich nicht sehen kann (Realismus) |
einmal erkannt - immer erkannt (weitere Beschäftigung ist Verschwendung) | "trial and error" - Verbesserungen sind immer möglich |
(Denk-)Faulheit, da Ideen bei Bedarf nur übernommen werden zu brauchen | Getriebensein: Suche nach Herausforderung und Inspiration |
Erfolg ist jederzeit möglich - wenn man nur wollte | Erfolg ist 99% Transpiration - und 1% Inspiration |
Organisation | Organisch |
top-down | bottom-up |
Zentrale Planung | Dezentrales Ausprobieren |
Sozialismus | Libertarismus |
Gesteuerte Monokultur ist effizient | Anarchische Vielfalt erzeugt Nischen und Raum für Alternativen |
Wissen als Summe von Ideen | Wissen durch multiple Erfahrung |
Die Welt ist berechenbar - auch wenn es noch niemandem gelang | Die Welt ist grundsätzlich nicht berechenbar - aber Erfahrungen vorhersagbar |
Komplexe Vorgänge sind grundsätzlich reduzierbar (intellektuell dekonstruierbar) | Emergenzen können grundsätzlich nicht reduziert (intellektuell dekonstruiert) werden |
Menschliche Institutionen sind intellektuelle Konstrukte | Menschliche Institutionen sind das Ergebnis von (wiederholten, erfolgreichen) Handlungen |
Scheinbare Stabililität im deterministischen Chaos (klassische Komplexitätstheorie) | Starke, echte Stabilität durch selbstreflexives Verhalten indeterminierter Systeme (Quanten-Komplexitätstheorie) |
Naturgesetze sind fix, aber Gewohnheiten lassen sich (von uns) sinnvoll umgestalten | Naturgesetze sind Gewohnheiten, die für uns Gestalt annehmen, da sie (für uns) Sinn machen |
Tabus, die nicht rational zuordenbar sind, sind ohne Grund (irrational) und sind zu beseitigen | Tabus haben ihren (tiefen) Grund, der wie bei jeder emergenten Eigenschaft nicht unmittelbar erkennbar sein muss. Sie mutwillig zu destabilisieren kann einen tiefen Fall auslösen |
Destruktiv | Progressiv |
Überschätzung der Möglichkeiten des menschlichen Verstandes (Anmaßung von Wissen) | Vorsicht bei der Einschätzung der Möglichkeiten des menschlichen Verstandes (Demut) |
Haben wollen! | Sein! |
Gott "Ich denke, also bin ich" | Gott "Ich werde" |
Nirwana, Skeptizismus | Pantheismus, Naturalismus |
Tod | Leben |
.... | ..... |